Genki Kawamura: If cats disappeared from the world

Um es gleich mal vorauszuschicken: ich liebe Katzen! Und wenn man einem Katzenliebhaber solch einen Satz hinwirft, dann wird dieser Katzenliebhaber erstmal ungläubig den Kopf schütteln. Katzen ausradieren – wie abwegig! 

Eine Welt ohne Katzen – das geht doch gar nicht! Ein dünnes kleines Büchlein mit einer süßen Katze vornedrauf wanderte also auf meinen Einkaufsstapel und ich war hochgespannt, als ich es noch am gleichen Abend aufschlug.

Ein junger Mann bekommt die Diagnose, dass er nur noch wenige Tage zu leben hat und rennt panisch weg aus der Klinik. Noch am gleichen Tag erscheint der Teufel bei ihm, gekleidet in schrillen Hawaiihemden, und bietet ihm an, dass er eine Sache von der Welt verschwinden lassen könnte, um sich einen Tag zu kaufen. Der junge Mann kauft sich ein paar wenige Tage, in welchen er sein Leben Revue passieren lässt. Doch eines Tages verlangt der Teufel, dass er Katzen verschwinden lässt.

Es ist eine Geschichte von Gegenständen, die unser Leben bereichern und der Frage danach, ob sie wirklich unser Leben bereichern oder nur unsere Zeit und Gelassenheit stehlen. Es ist auch eine Geschichte von Dingen, die man nicht tut im Leben, weil man vermeintlich keine Zeit dazu hat, weil man den Mut dazu nicht aufbringt, weil man die selbsterrichteten Mauern nicht einreißen kann. Es ist die Geschichte eines bescheidenen Lebens ohne Reichtum, ohne Exzesse und ohne Liebesdramen, welches die Frage aufwirft, ob es trotzdem ein gutes Leben sein kann.

In einer Sequenz erklärt der Teufel, warum er Hawaiihemden trägt und ein oberflächlicher, egozentrischer Typ ist:

„It’s the side of yourself that you never showed. You know, cheerful but shallow, wearing flashy clothes, doing whatever you wanted without worrying about what other people would think – saying whatever you want, no matter how inappropriate. ? ... I’m made up of all those little regrets in life. Like, what if, whenever you reached a fork in the road in life, you’d gone the other way? What would you have become? That’s what the devil is all about.”

Kawamura, If cats disappeared from the world, p. 186 f.

Was für ein faszinierender Gedanke, dass wir unter all den Dingen leiden, die wir eben nicht getan haben. Schon Robert Frost widmete diesem Gedanken ein Gedicht: The road not taken. In unseren Erinnerungen sind diese nicht ergriffenen Möglichkeiten, diese nicht geformten Freundschaften und diese nicht gelebten Momente ein riesiger Berg des Bedauerns. Das Buch widerspricht aber hier: Carpe diem -nutze den Tag. Nutze ihn gut und nutze ihn weise, aber wenn er gelebt ist, dann lass ihn auch zurück in dem Wissen, dass er ein Geschenk war an dich und dass der Tag gut war, egal was der Teufel dazu zu sagen hat und egal, welche Möglichkeiten du nicht wahrgenommen hast. Steige aus aus dem Hamsterrad, denke nach über das, was wirklich zählt und wenn du darauf kommst, dass es Katzen sind, die wirklich zählen, dann kann ich nur dazu sagen: Das wusste ja schon Goethe! Der hat nämlich angeblich gesagt, dass ein Leben ohne Katzen möglich sei. Aber es wäre eben sinnlos. Das hätte fast auch von mir kommen können … in diesem Sinne: wer gerne ab und zu Englisch liest, kann sich mit diesem Buch eine nicht zu lange, leichte und doch tiefsinnige und kurzweilige Lektüre gönnen.

 

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