Warum ich Fantasy liebe

Alle Menschen dieser Erde träumen manchmal davon, etwas ganz Besonderes zu sein. Die Mädchen träumen von großer Schönheit, von Reichtum und Eleganz, und wenn sie ein bisschen weltoffener sind, träumen sie davon, eine schöne Kriegerin zu sein oder eine endlich gleichberechtigte (Kriegerin). Die Jungs träumen davon, mutig und stark die Menschheit vor dem Bösen zu retten. Wir alle wären manchmal gerne Aragorn oder Galadriel, Harry oder Hermine, Ironman oder Wolverine. Doch wir sind in eine Zeit hineingeboren, in der es keinen Aragorn mehr braucht, um Mittelerde vor dem Bösen zu erretten, in der die Magie nur noch in Büchern lebt, in der auch Superman beschäftigungslos ist. Wir sind in eine Zeit hineingeboren, in der unsere Aufgabe eher darin besteht, sich in einem Überangebot an Freizeitbeschäftigung orientieren zu müssen und sich immer wieder darauf besinnen zu müssen, dass das Leben mehr ist als nur Arbeit und Freizeit. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, dem Leben immer wieder einen neuen Sinn geben zu müssen, denn Überleben und Kampf sind als Sinn weggefallen, die Fress-und Konsumwelle verebbt und wir wissen, dass wir nicht mehr lange so mit der Welt umgehen können, wie wir es tun, was eben auch unsere Reisegewohnheiten und unser Freizeitverhalten ändert.

Wir sehnen uns nach der einfachen Welt der mittelalterlichen oder modernen Fantasy. Gut gegen Böse. Und wir sind natürlich auf der guten Seite. Würden wir nicht im Falle eines Falles Mittelerde vor Sauron retten, unsere Zivilisation vor Mr. No, Amerika vor Batman, England vor Voldemort und überhaupt die ganze Welt? Aber, liebe Leser: wir können alles sein! Wir dürfen alles sein! Wir dürfen Mittelerde retten, die englische Zauberergemeinschaft und die Welt vor den Außerirdischen. Und wenn wir dann geweint und gelacht haben, gekämpft und gewonnen, dann können wir auch wieder unser modernes Leben mit all seinen Vorzügen leben.

Und genau deshalb schreibe ich Fantasy.

Meinen ersten „Kontakt“ zu Fantasy hatte ich tatsächlich mit dem Jugend-Fantasyklassiker, der für immer auf dem Thron aller Jugendfantasybücher sitzen wird: Harry Potter. Das erste Buch war gut, das zweite besser, aber ab dem dritten war ich ein Fan. Den Rest der Bücher habe ich verschlungen. Mit der Erfahrung, dass ich innerlich Harry Potter immer abgelehnt hatte und trotzdem innerhalb kürzester Zeit zum Fan wurde, habe ich mich an „Herr der Ringe“ herangewagt. Zugegeben: der Anfang ist schwer. Einschläfernd ist noch ein Euphemismus. Aber spätestens, wenn sich die Abgesandten der einzelnen Gebiete bei Elrond treffen und das Ausmaß der Bedrohung klar wird, packt einen das Buch dann doch. Es gibt eben Bücher für die Ewigkeit. Beide gehören dazu. Beide katapultieren mich innerhalb kürzester Zeit in eine Welt, die so anders ist als meine, dass es mir schwerfällt, wieder zurück in meine Welt zu gehen, dass ich gerne dort bleiben würde. Genau das ist mir noch bei keinem anderen Genre passiert. Und deshalb wurde aus mir, die ich noch 2019 freiwillig keine Fantasybuch gelesen hätte, weil ich ja eine vernunftsbegabte Akademikerin bin (Harry Potter habe ich nicht ganz freiwillig gelesen), innerhalb von zwei Jahren jemand, der sogar selbst Fantasy schreibt. 

Albert Einstein soll einmal gesagt haben, dass die Fantasie wichtiger ist als das Wissen, denn das Wissen sei begrenzt. Wieder einmal hat er es geschafft, etwas auf den Punkt zu bringen. Punkt.

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2024 Anna Morgenroth